Neue Geschäftsformen
25. Oktober 2013

PRO: Setzt uns ab!

Journalismus soll gemeinnützig werden meint Daniel Drepper. Wir finden, darüber sollte man nachdenken. Deshalb haben wir ihn um einen Gastbeitrag gebeten:

PRO: Journalismus sollte gemeinnützig werden

Von Daniel Drepper

Journalismus ist im Interesse der Bürger – er sollte gemeinnützig sein. Ein einziger Satz im §52 der Abgabenordnung würde reichen, um journalistische Innovationen anzuschieben. Und um festen wie freien Journalisten eine neue Finanzierungs-Alternative zu geben.

Verlage kündigen ihre Mitarbeiter, zahlen freien Journalisten magere Honorare – die Qualität bleibt auf der Strecke; das tut vielen Journalisten weh und ist schlecht für die Demokratie. Sollte Journalismus gemeinnützig werden, könnte ein großer Teil dieser Probleme gelöst werden. Journalisten könnten ihre eigenen, lokalen oder investigativen Büros aufmachen; Bürger würden die Recherchen direkt finanzieren und die Spenden von der Steuer absetzen – weil sie dem Allgemeinwohl dienen.

Damit dies Wirklichkeit wird, braucht es nur einen einzigen Satz. In der Abgabenordnung, Paragraph 52, wird definiert, wer in Deutschland als gemeinnützig anerkannt wird. Dies sind all jene, deren “Tätigkeit darauf gerichtet ist, die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos zu fördern”.

Um die Situation des Journalismus grundlegend zu verbessern, müssten lediglich bestimmte Arten desselben in der Abgabenordnung als gemeinnützig definiert werden. Dazu sollten die zuständigen Finanzämter vor Ort Leitfäden bekommen, in denen die Voraussetzungen für gemeinnützigen Journalismus deutlich gemacht werden. Dieser kleine Schritt könnte eine echte Revolution im deutschen Journalismus auslösen.

Hohe Renditeerwartung sind kaum noch mit journalistischer Qualität zu vereinbaren. Was liegt da näher, als Journalismus ohne Rendite zu machen? Die Gemeinnützigkeit hat einen weiteren Vorteil: So gegründete Büros müssen darauf achten, dass sie der Allgemeinheit dienen. Sie müssen anspruchsvollen Journalismus produzieren, der zur Bildung der deutschen Volkes beiträgt.

Was besonders wichtig ist: Ein solcher Satz im §52 der Abgabenordnung schadet niemanden – er eröffnet aber zahlreiche Möglichkeiten für alle, die es probieren wollen. Das kann ganz besonders für freie Journalisten eine riesige Chance sein kann, tatsächlich unabhängig und frei etwas eigenes aufzubauen. Kein Verleger zieht mehr seine teils enorme Rendite raus, Journalisten können sich selbst an die Stelle der Verleger setzen. Journalisten sind in direktem Kontakt mit ihrem Publikum und können sich eine engere, langfristig engagierte Leserschaft aufbauen. Das ist eine große Chance für die Zukunft des Journalismus in Deutschland.

Nächste Woche folgt dazu an dieser Stelle ein CONTRA von Stephan Zimprich.


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