Fair vs. Fies
5. November 2013

Aufmerksamkeit: Hölle-Ticket für die Huff-Post

Unsere Hölle-Preis Nominierung Nr. 2 gilt einer jungen Kandidatin.

So ein Abendkleid von Valentino, wie es die Chefin der Huffington Post gern trägt, das kostet gut und gerne 8000 Euro. Das kann man umso besser hinblättern, wenn man sein Vermögen damit macht, dass man andere für kein Geld schuften lässt. Auch beim feierlichen Start der deutschen Ausgabe der Huffington Post trug Arianna Huffington ein solches Kleid und sagte: „Wir bringen die Zukunft des Journalismus nach Deutschland“. Und die sieht für freie Autoren, die für die Onlinezeitung so aus: es gibt kein Honorar für die Arbeit sondern „Aufmerksamkeit“.

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Die Huffington Post

Die amerikanische Ausgabe der Huffington Post ging 2005 als Antwort auf die rechte Blogszene der USA und linksliberale Gegenstimme online. Damit wurde die Nachrichten- und Kommentarplattform zum meistvernetzten Blog und einflussreichsten Alternativmedium der USA. 77,2 Millionen Besucher lesen die HuffPost täglich. Das war dem Onlinedienst AOL, der die Online-Zeitung 2011 übernahm, satte 315 Millionen Dollar wert. Die deutsche Ausgabe versteht sich nicht als linksliberales Gegengewicht (im Gegenteil scheint die deutsche Ausgabe eher unionsnah, http://www.spiegel.de/netzwelt/web/deutsche-ausgabe-huffington-post-startet-mit-unions-bloggern-a-927102.html) wie einst die US-Ausgabe, bei der sich die unbezahlte Arbeit allmählich als Geschäftsmodell etabliert hat. „Die deutsche HuffPo beginnt gleich mit dem Geschäftsmodell und lässt die Politik weg“, schreibt Michalis Pantelouris in seinem Blog – gleich ist nur die Bezahlung der Autoren: es gibt sie nicht.

Kein kleines Start-Up ohne Geld

Hinter der deutschen HuffPost steht aber kein kleines Start-Up ohne Geld, sondern die wohlhabende Tomorrow Focus AG. Laut Christoph Schuh, Vorstandsmitglied der Tomorrow Focus AG, wolle man in zwei Jahren profitabel sein und „in den kommenden Jahren einer der Marktführer unter den deutschen Newsportalen sein“.

Bereits vor dem Start erntete das Modell viel Kritik: die Seite habe mit Journalismus nichts zu tun sei ein billig produziertes Anzeigenumfeld, es sei ein Einfallstor für Lobbyismus und ein Aufmerksamkeitsgenerator. Und genauso, wie die Aufmerksamkeit als Selbstzweck Relevanz und journalistische Qualität ersetzt, so ersetzt sie Geld als Zahlungsmittel.

Freie Autoren und auch der DJV kritisieren nicht nur die fehlenden Honorare, sondern auch die Knebelverträge, die die HuffPost ihren Autoren vorlegt: diese verlangen den Autoren sogar noch die kompletten Rechte an ihren kostenlos produzierten Texten. Und auch die Haftung sollen die Autoren selbst übernehmen: Kosten eventueller Rechtsstreitigkeiten bleiben an ihnen hängen. Dass die Huffington Post kein Einzelfall bleiben muss, zeigt die Tendenz: bei Regionalzeitungen verdrängen „Bürgerjournalisten“ oder „Leserreporter“ freie Journalisten. Auch seriöse Medien wie etwa de Spiegel fragte unlängst Gastautoren ohne Honorar an. Für den Vorreiter dieses Negativtrends gibt es von uns eine Hölle-Nomminierung.


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