vom 04T09:43:34+00:00.12.2018

Liebe Freischreiberinnen und Freischreiber,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
 
#MeToo – war da was? In letzter Zeit haben sich Frauen weltweit zu sexuellen Übergriffen und Sexismus geäußert. Im deutschen Medienbetrieb war es dagegen auffallend still, was sicherlich auch mit den hiesigen Gesetzen zur Verdachtsberichterstattung zusammenhängt.
 
Buzzfeed ist trotzdem überzeugt: Auch in Deutschland liegt vieles im Argen. „Aus verschiedenen Gesprächen wissen wir, dass auch die deutsche Medienbranche keine Ausnahme ist“, sagt Buzzfeed-Redakteurin Pascale Müller. „Dieses Schweigen schadet vielen Menschen und macht Übergriffe erst möglich.“ 
 
Um etwas zu ändern, ruft Buzzfeed zur Teilnahme an einer Umfrage zu eigenen Erfahrungen auf. Und versichert: „Selbstverständlich garantieren wir allen Quellen Anonymität und sichern Ihnen zu, die uns zugesandten Hinweise an niemanden weiterzugeben.“ 
 
Neues aus dem Vorstand
 
Nach unserer Mega-Sause „10 Jahre Freischreiber“ haben wir nicht nur herzerwärmende Erinnerungen, sondern auch jede Menge toller Fotos gesammelt. Doch wir wollen mehr! Um unseren Foto-Pool zu erweitern, suchen wir weitere Schnappschüsse. Haben Sie/ habt ihr Aufnahmen gemacht, die sich lohnen, geteilt zu werden? Dann bitte per E-Mail an: kontakt@freischreiber.de, Stichwort: „Fotos 10 Jahre Freischreiber“.
 
Freischreiberiges
 
Unser Schwesterverband, die Freischreiber Österreich, haben auf ihrer Mitgliederversammlung einen neuen Vorstand gewählt. Neuer Vorsitzender ist der freie Journalist Markus Mittermüller. Wir gratulieren herzlich und freuen uns auf die weitere grenzüberschreitende Zusammenarbeit.
 
Und noch eine Gratulation: Ann Sophie Lindström und Freischreiber Uwe H. Martin haben den Deutschen Kurzfilmpreis für ihren Film „The Bitter with the Sweet“ gewonnen. Der Film zeigt das Zusammenleben von Cowboy Ricky, 62, mit seiner wortgewandten Frau Charlotte. Ihr Alltag in North Philadelphia ist hart: Wasser tropft von der Decke, das Haus steht kurz vor dem Kollaps, und das Auto rostet den beiden buchstäblich unter dem Hintern weg. „Eine bestechend ehrliche Geschichte über zwei Menschen, die oft nicht miteinander, aber noch viel weniger ohne den anderen sein können“, urteilt die Jury. 
 
Freischreiber-Vorstandsmitglied Jakob Vicari hat bei RiffReporter die Koralle „Journalismus der Dinge“ gegründet. Er macht sich dort auf „die Suche nach neuen Geschichten, Strategien und Prototypen für den Journalismus von morgen“. Er schreibt über sprechende Spielzeuge, drei Farben der Innovation und Twitter-Bots, die Diktatoren ins Visier nehmen. Der Sensor-Journalismus ist ein Zukunftsfeld, das im deutschen Journalismus so langsam an Fahrt aufnimmt (siehe auch „Lesenswert“).
 
Dies & Das
 
Am 1. Januar 2019 tritt das neue Verpackungsgesetz in Kraft. Was das mit freien Journalist*Innen zu tun hat, hat Sandra Uschtrin bei Autorenwelt aufgeschrieben. So viel sei verraten: Auch Self-Publisher sind von dem neuen Verpackungsgesetz betroffen, wenn sie ihre Bücher gewerbsmäßig versenden.
 
Wie kann Gründerinnen der Start in die Selbstständigkeit erleichtert werden? Mit dieser Frage befasst sich eine Studie der Uni Erlangen, die diese im Auftrag des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministeriums durchführt. Gründerinnen können anonym an der 10-minütigen Umfrage teilnehmen. 
 
Seminare
 
Die Berichterstattung über Rechtsextremismus und Rechtspopulismus ist nach wie vor eine besondere journalistische Herausforderung. Wie und wie intensiv sollten Medien berichten? Wie sollte in Interviews auf rechtsextreme Argumentationsmuster reagiert werden, damit die Rechten nicht als gefühlte Sieger vom Platz gehen? Mit diesen und anderen Fragen setzt sich das Seminar „Schreiben über Rechts“ der Friedrich-Ebert-Stiftung auseinander (12. bis 15. Februar 2019, Berlin, Teilnahme kostenfrei). Anmeldungen an: Gaby.Rotthaus@fes.de
 
Stipendien & Preise
 
Der irische Tourismusverband lobt den mit insgesamt 3000 Euro dotierten „Journalistenpreis Irland“ aus. Ausgezeichnet werden „Beiträge, [die] ein bedeutendes Thema behandeln und deren recherchierte Fakten wegen ihres Neuigkeitsgehalts und der Art der Präsentation für einen wachen Reisejournalismus beispielhaft erscheinen“. Einsendeschluss ist der 16. Dezember. Mehr Infos hier.
 
Die European Geosciences Union vergibt Recherchestipendien von bis zu 5000 Euro für „ongoing research in the Earth, planetary or space sciences“. Bewerbungen können bis zum 6. Dezember hier eingereicht werden.
 
Lesenswert
 
In der täglichen Berichterstattung ist es still geworden um den NSU-Prozess. „Spiegel“-Journalistin Annette Ramelsberger hat das Verfahren gegen die rechtsextreme Terrorzelle die kompletten fünf Jahre begleitet und nun zu einem Buch verarbeitet: „Der NSU-Prozess. Das Protokoll“. Wem die 2000 Seiten ein wenig zu lang sind: Auf Spiegel online findet sich ein kompaktes Interview mit der Autorin.
 
Vom Gericht zur Verkehrspolitik: Der „Tagesspiegel“ hat mit dem radmesser ein Web-Tool veröffentlicht, das den täglichen Kampf auf Berlins Straßen dokumentiert. 100 Radfahrerinnen und Radfahrer haben zwei Monate lang mithilfe von Sensoren gemessen, wo es für sie am gefährlichsten ist – ein weiteres Beispiel für gelungenen Sensor-Journalismus.
 
Zum Abschluss noch eine Erinnerung: Wer über die Künstlersozialkasse versichert ist – und das sollten freie Journalist*Innen natürlich sein –, hat ebenso wie Festangestellte einen Anspruch auf Kinderkrankengeld. „Breaking News“ sind das nicht, aber es ist eben eine Tatsache, die viele nicht auf dem Schirm haben. Von daher erinnern wir gerne daran.
 
In diesem Sinne: Frohes Schaffen und eine gute Zeit! 

Ihre

:Freischreiberinnen und :Freischreiber!