vom 16T14:45:19+00:00.07.2019

16. Juli 2019

Die Kunst-Freiheit verteidigen

Liebe Freischreiberinnen und Freischreiber,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
 
„Kunst ist vielfältig und frei, sie muss nicht gefallen, sie darf nicht dienen!“ Mit diesen Worten rufen die beiden Parlamentarier Claudia Roth und Erhard Grundl (beides Grüne) zur „Brüsseler Erklärung“ auf. Die Petition richtet sich gegen einen zunehmenden „Kulturkampf“ in Europa, der in den Augen der Bundestagsabgeordneten von rechten Kräften vorangetrieben wird. 
 
In Ländern wie Ungarn, Polen oder Österreich, in denen rechtsnationale Parteien an der Regierung beteiligt sind (oder waren), werde oft nur noch gefördert, „was genehm ist“. Auch in Deutschland, wo die AfD ein Register mit ausländischen Künstler*innen erstellen will, sehen die Initiatoren die freie Kunst-Szene verstärkt unter Druck.
 
„Kultur entsteht durch Austausch, nicht durch Abschottung“, heißt es in der Petition, die bereits zahlreiche Kulturschaffende (u. a. Hape Kerkeling, Inga Humpe, Olga und Wladimir Kaminer) unterzeichnet haben. Freischreiber schließt sich den Forderungen an – nicht weil wir parteiisch wären, sondern weil wir klar Position beziehen: für Kunst- und Pressefreiheit, egal von welcher Seite diese unter Druck gerät.
 
Freischreiberiges
 
„Warum an die Zukunft denken?“, heißt das neue Buch von Freischreiber Mario Sixtus. Es erscheint am 14. Oktober, kann aber bereits jetzt vorbestellt werden. In dem Essay fragt der freie Autor und Filmemacher, was Zukunft eigentlich ist und warum sich unser Umgang mit ihr immer so schwierig gestaltet (Duden-Verlag, 14 Euro).
 
“Radio und Podcasts selber machen: Wie geht das eigentlich?”, in diesem Praxiskurs lernen alle, die bislang nichts mit Audio am Hut hatten, die wichtigsten Grundlagen – zum Beispiel Print-Journalist*innen, die ihre Stücke in einem anderen Medium zweitverwerten möchten. Den Kurs leitet die Freischreiberin und Radio-/TV-Journalistin Nicola Wettmarshausen (u.a. SWR, Deutschlandradio). Der Termin: Samstag, 3. August, ab 11 Uhr im VR-Coworking in Tübingen, Kronenstr. 13. Der Workshop kostet 150 Euro; Freischreiber zahlen 70 Euro. Verbindliche Anmeldung bis zum 22. Juli an: orga-suedwest@freischreiber.de.
 


Mitmachen und Ärmel hochkrempeln: Jetzt :Freischreiberin (oder :Fördermitglied) werden! 


 


Termine
 
„Jung und bewegt“ – so lautet der Titel einer Portugal-Reise, die das Pressenetzwerk für Jugendthemen (PNJ) anbietet. Vom 1. bis 6. Oktober geht es durch die Region Alentejo. Teilnehmende zahlen 249 Euro (PNJ-Mitglieder) bzw. 289 Euro (Nicht-Mitglieder). Im Preis enthalten sind der Flug nach Lissabon, die Unterkunft, die Verpflegung sowie alle Eintrittsgelder. Bewerbungen können bis zum 10. August über das Anmeldeformular eingereicht werden.
 
Workshops
 
Freischreiber Tim Röhn hält einen Workshop zu investigativem Journalismus im In- und Ausland. Wie sieht der Alltag von Reporter*innen aus? Wie baue ich mir ein Informanten-Netzwerk auf?  Wie überzeuge ich die Redaktion von meinen Ideen? Diese und andere Fragen behandelt er am 6. September ab 10 Uhr in Düsseldorf, Toulouser Allee 53. Die Teilnahmegebühr beträgt 199 Euro.
 
„Know your audience“: So heißt ein Online-Kurs, den das Knight Center for Journalismder University of Texas anbietet. Vermittelt werden Kenntnisse, wie man die eigene Zielgruppe identifiziert und auf verschiedenen Plattformen bestmöglich bedient. Der vierwöchige Kurs läuft ab sofort; die Teilnahme kostet 95 US-Dollar.
 
Der Umgang mit kontroversen Themen ist Alltag bei Wissenschaftsjournalist*innen. Das gilt auch für das heikle Gebiet der Tierversuche. Die Initiative „Tierversuche verstehen“ lädt Wissenschaftsjournalist*innen zu einem Workshop über Ethik, Gewissensentscheidungen, Transparenz und Erkenntnisgewinn. „Vom Labor in die Redaktion“ findet statt am 12. September in Dortmund. Die Teilnahme ist kostenlos; Anmeldung unter redaktion@tierversuche-verstehen.de.
 
Stipendien und Preise
 
Stipendien von durchschnittlich 15.000 Euro bietet das European Journalism Centre (EJC) freien und festangestellten Journalist*innen für die Recherche über globale Gesundheitsthemen. Bewerbungen für Projekte, die aus Entwicklungsländern berichten und in relevanten deutschen Medien veröffentlicht werden, können bis zum 8. August 2019 online eingereicht werden. 

Bis zum 7. Oktober 2019 können Bewerbungen für den Medienpreis Parlament 2020 des Deutschen Bundestages eingereicht werden. Mit dem seit 1993 vergebenen Preis werden herausragende publizistische Arbeiten gewürdigt, die zu einem vertieften Verständnis parlamentarischer Abläufe, Arbeitsweisen und Themen beitragen. Der Medienpreis ist mit 5.000 Euro dotiert.
 
Die blinde Journalistin Amy Zayed und der gehörlose Journalist Wille Felix Zante können sich über je 5000 Euro für ein Rechercheprojekt im konstruktiven Journalismus freuen. Der Unternehmer Thomas Wüst hatte das Stipendium dieses Jahr erstmals ausgeschrieben, um Journalist*innen mit Behinderung bei der Arbeit zu unterstützen und Medienbetriebe dafür zu sensibilisieren, mehr inklusive Teams zu beschäftigen. 
 
Dies & das
 
Reporter ohne Grenzen wendet sich gegen den geplanten Darknet-Paragrafen: „Das Bundesinnenministerium möchte den Betrieb von Tor-Servern kriminalisieren und damit unter anderem erreichen, gegen Whistleblowing-Plattformen wie etwa Wikileaks ermitteln zu können“, schreibt die Organisation. VPN- und Tor-Browser seien für journalistische Arbeit inzwischen unverzichtbar. „Solche Angebote gilt es im Zeitalter zunehmender Überwachung zu stärken, anstatt zu kriminalisieren.“ Freischreiber schließt sich den Forderungen an.
 
Apropos Tor: Digitalcourage betreibt ab sofort ein datenschutzfreundliches Online-Tool für Terminplanung und Umfragen. Der Planer ist für alle Menschen nutzbar und im Tor-Netzwerk als „hidden service“ erreichbar. Der Dienst verzichtet auf die Speicherung von IP-Adressen, die als personenbezogene Daten anzusehen sind.
 
Lesenswert
 
Wie überzeugt man Leser*innen, für journalistische Inhalte zu zahlen? Schon viel Gehirnschmalz ist in diese Frage investiert worden, die Antworten darauf waren bis jetzt – nun ja, eher mau. Einen neuen Anlauf hat nun die Landesanstalt für Medien NRW gestartet. In ihrer Studie „Money for nothing and content for free“ geht sie der Frage abermals auf den Grund.
 
Kennen Sie das? Die Redaktion meldet sich am Sonntagabend mit dem Wunsch, man möge doch bitte schnell noch was texten. Ein Dankeschön gibt’s nicht, bezahlt wird drei Monate später. Warum das nicht sein muss und wie es besser gehen könnte, beschreibt die britische Journalistin Anna Codrea-Rado in ihrem wie immer famosen Freien-Newsletter. Der Titel diesmal: „Freelancers aren’t second-rate workers“. So sieht’s aus!

 

Sommerpause
 
Noch einmal zur Erinnerung: Freischreiber macht Sommerferien. Unsere Geschäftsstelle wird vom 22. Juli bis 4. August nicht besetzt sein. In dieser Zeit setzt auch der Freischreiber-Newsletter einmal aus. 
 
Wir wünschen allen Leser*innen eine angenehme Urlaubszeit! Gönnen Sie sich Ihre wohlverdiente Erholung, egal ob auf dem Balkon, im Freibad oder an der Côte d’Azur. Wir lesen uns wieder am 13. August.

Ihre
:Freischreiberinnen und :Freischreiber!