vom 13T13:00:35+00:00.08.2019

13. August 2019

Jetzt mal ehrlich!

Liebe Freischreiber*innen, liebe Kolleg*innen und liebe Freund*innen von Freischreiber,

wir sind wieder zurück aus der Sommerpause, in der es uns ausnehmend gut gefallen hat. Einige von uns haben im Freien übernachtet, nur mit einem Stück Stoff zwischen sich und der Umwelt (Regen auf dem Rücken inklusive), andere haben geheiratet, einmal romantischerweise sogar heimlich. Hängengeblieben nach diesen freien Wochen ist eine Erkenntnis, die vor allem Freie gern vergessen: Das Wichtigste im Leben ist nicht die Arbeit. Damit zurück an den Schreibtisch.
 
Klimagipfel der anderen Art
 
Wie berichten wir neu und anders über die Klimakrise? Wie machen wir die Dringlichkeit des Problems besser verständlich? Und welche Tools und Methoden helfen uns dabei? Beim News Impact Summit am 7. Oktober in Birmingham geht es um innovative Formen der Berichterstattung. Die Teilnahme ist kostenlos. Das Meeting in Birmingham wird vom European Journalism Center organisiert und von der Google News Initiative unterstützt. Anmeldung und Infos hier
 
Leser*innen nutzen in hohem Maß die Leistungen des digitalen Journalismus, wollen aber nur wenig dafür bezahlen. Wie sich das ändern lässt, darum geht es bei der Veranstaltung „Zahltag für den Journalismus“ der Landesanstalt für Medien NRW am 12. September in Köln. Von 14 bis 18 Uhr gibt es Vorträge, Diskussionen und Workshops (etwa „Spotify für Journalismus?“), unter den Expert*innen sind auch die Freischreiberinnen Tanja Krämer (Gründerin von Riffreporter) und Nicola Kuhrt (Gründerin von Medwatch). Die Veranstaltung ist gebührenfrei. Lesenswert dazu: die fünf Handlungsempfehlungen der Professoren Christopher Buschow und Christian Wellbrock, die ebenfalls in Köln dabei sind und dort über ihre Nutzerstudie sprechen: „Money for nothing and content for free?“
 
Dazu passt dieser Text aus dem Nieman Lab: „Understanding the connections“. Darin geht es um die erfolgreichen Online-Gründungen De Correspondent und Krautreporter und um die Frage: Wie stehen sie heute da, fünf Jahre nach den turbulenten Anfängen?
 
Reporter ohne Grenzen (RoG) hat ein Online-Sicherheitstraining für Journalist*innen eingerichtet, das sich Digital Security Helpdesk nennt. Es informiert mithilfe von Videos und Online-Sprechstunden über nützliche Tools wie Passwortschutz und sichere mobile Messenger. Ein Threat-Modulator hilft bei der Einschätzung, wie stark man selbst digital gefährdet ist. Und unter „dangerous errors“ gibt es unangenehme Begegnungen mit der virtuellen Wirklichkeit. Beispiel: Wenn ich mit meinem Smartphone offline gehe – kann ich dann sicher sein, dass ich auch wirklich offline bin? Nein, es gibt Schadsoftware, die den Offline-Status nur vortäuscht. Danke, RoG!
 
Jetzt mal ehrlich
 
Netzwerk Recherche (NR) bittet um Mithilfe. Zusammen mit der Akademie für Politische Bildung in Tutzing bereitet NR eine Tagung vor zum Thema: „Jetzt mal ehrlich! Was Journalismus aus den Täuschungsfällen lernen muss“ (29./30. November in Tutzing). Und dazu will NR wissen, wie sich nach der Relotius-Affäre das Verhältnis von Redaktionen zu ihren Autor*innen verändert hat, besonders zu den Freien. Um zahlreiche Rückmeldungen wird gebeten, das Thema wird uns noch auf lange Zeit begleiten. Wer von seinen Erfahrungen berichten möchte, meldet sich bitte bis zum 28. August 2019 bei Netzwerk Recherche unter info@netzwerkrecherche.de.
 
Und noch einmal Relotius: Unser Freischreiber-Kollege Hilmar Poganatz aus Berlin macht mit dem Medium Magazin zusammen eine Umfrage unter Kolleg*innen, die Reportagen schreiben. Auch er bittet um rege Teilnahme, hier geht es zum Fragebogen. Der lässt sich anonym ausfüllen und will in Erfahrung bringen: Hat sich Ihre Erzählweise in der Zeit nach Relotius gewandelt? Wie weit haben Sie sich manchmal verbogen – und was sehen Sie 2019 anders, post-Relotius? Hilmar dankt! 
 
Freischreiberiges
 
Jetzt aber hurtig! Die Next media makers, Kooperationspartner*innen von Freischreiber, machen am 14. August (morgen!) in Hannover einen Workshop zum Thema „Wie schreibe ich ein Buch?“ (17–19 Uhr). Referentin ist die Journalistin und Schriftstellerin Gabriela Jaskulla. Mitglieder von Next media makers zahlen 15 Euro, Nichtmitglieder 30 Euro. Bitte per Mail anmelden unter info@nextmediamakers.de. Weitere Infos und Adresse hier.

 

Freischreiberin Jeannette Goddars neues Buch über Pädagogik in der Migrationsgesellschaft erscheint am 9. Oktober. Es heißt: „Pädagogik neu denken! Die Migrationsgesellschaft und ihre Lehrer_innen“. Beltz Verlag, 136 Seiten, 24,95 Euro (broschiertes Buch), 22,99 Euro (E-Book).
 
Freischreiber Henry Steinhau liest aus seinem Buch „Quartier Latin“ über den legendären Music Club gleichen Namens aus den Siebziger- und Achtzigerjahren. Die Lesung findet am 27. August im Kreuzberger Stockwerk5 statt. Mit Dachterrasse und Live-Musik! Mehr hier.
 
Und noch mal Henry: Er kann nicht nur Bücher schreiben, sondern weiß auch eine Menge über die vermaledeite Urheberrechts-Reform, die uns das EU-Parlament im Frühjahr dieses Jahres beschert hat. Wie die Umsetzung in nationales Recht jetzt bis 2021 vonstatten gehen soll, darüber informiert am 3. September der Verdi-Urheberfachtag in Hannover (17–21 Uhr). Henry Steinhau moderiert die Veranstaltung. Mit dabei sind u. a.: Peter Welchering, Wissenschaftsjournalist, Journalismus-Trainer, Riffreporter, und Lutz Fischmann, Geschäftsführer von Freelens.
 
Der katholische Medienpreis 2019 in der Kategorie Elektronische Medien geht an die Freischreiberin Sandra Weiss und ihre Kollegin Charlotte Eichhorn. Die beiden haben eine mehrsprachige Multimedia-Reportage über den Völkermord an den Guaraní gemacht, die hier zu finden ist. Herzlichen Glückwunsch zu dieser großartigen Arbeit und zum Medienpreis!
 
Zuguterletzt ein Aufruf in eigener Sache: Wir suchen wieder Kandidaten für unseren alljährlichen Himmel- und Höllepreis! Welche Verlage, Sender und Redaktionen bezahlen anständig, verhalten sich fair gegenüber ihren freien Autor*innen und haben einen Platz im Himmel verdient? Und wo sitzen die Ewiggestrigen, die Superdreisten und die Honorardrücker? Erzählen Sie uns von Ihren Erfahrungen und melden Sie uns Ihre Anwärter für den Himmel- und Höllepreis 2019 unter kontakt@freischreiber.de!


Mitmachen und Ärmel hochkrempeln: Jetzt :Freischreiberin (oder :Fördermitglied) werden! 


 


 
Dies & das
 
Das erste Webinar, das die Reporterfabrik am 26. und 27. August (um 17 Uhr, jeweils 90 Minuten) anbietet, ist eine Begleitveranstaltung zum Workshop „Report oder Reportage“ mit Cordt Schnibben. Wer bereits am Workshop teilgenommen hat, kann im Webinar seine/ihre Texte oder Videos besprechen lassen. Wer nicht beim Workshop dabei war, kann passiv teilnehmen, also keine Texte einreichen, aber alles mitverfolgen. Kosten für Teilnehmer*innen, die Texte einreichen: 60 Euro, alle anderen zahlen 10 Euro. Weitere Infos hier.
 
Campfire! Das journalistische Lagerfeuer ist zurück und will in diesem Jahr das „Festival für eine bessere Gesellschaft“ sein: vom 30. August bis zum 1. September in Düsseldorf. Schon mal ein kleiner Vorgeschmack auf das, was Sie erwartet: „Rausch und Zorn“ – was macht autoritäre Fundamentalpolitik derzeit so attraktiv? Oder: der „Rheinische Mediengipfel“ über „Krise! Klickbait! KapitänInnen!“ Hier geht’s zum Programm.
 
„Wenn Sie das schreiben, verklage ich Sie!“ Die sehr lesenswerte Studie der Medienwissenschaftler Tobias Gostomzyk und Daniel Moßbrucker (Mitarbeit: Andrea Böhnke) untersucht Einschüchterungsstrategien von Medienanwält*innen, die mächtig Eindruck machen können: „(…) sollten Sie weiterhin auch nur irgendwie die Behauptung aufstellen, dass meine Mandantin Abgaswerte manipuliert habe, werden wir mit aller gebotenen Nachhaltigkeit gegen Sie vorgehen und Sie insbesondere für jeden wirtschaftlichen Schaden, der meiner Mandantin dadurch entsteht, haftbar machen“, schrieb 2015 etwa der Daimler-Presserechtsanwalt Christian Scherz, als die Deutsche Umwelthilfe und das ZDF Messergebnisse von Daimler-Fahrzeugen auf einer Pressekonferenz publik machen wollten.
Ein Fazit der Studie: „Journalist:innen fühlen sich von Drohungen nach eigenen Angaben oftmals motiviert. Anwaltliche Tätigkeit der Gegenseite führt daher gemeinhin nicht zu einer Einschüchterung, wohl aber zu erhöhter journalistischer Sorgfalt.“ Das ist doch mal was. Unterstützt wurde die Arbeit von der Otto-Brenner-Stiftung und der Gesellschaft für Freiheitsrechte.
 
Das war’s wieder von uns. Zurück zu dem, was wirklich wichtig ist: Gehen Sie schwimmen, machen Sie Ausflüge, bleiben Sie uns gewogen!
 
Herzlich,
Ihre Freischreiber