vom 22T06:43:15+00:00.06.2020

22. Juni 2020

Was Freie im Lokalen verdienen? Ein Taschengeld. 
 
 

Liebe Freischreiber*innen,
liebe Kolleg*innen,

und? Was geplant? So urlaubsmäßig? Und wo soll es hingehen? Wobei da noch eine weitere Frage ist: Wovon eigentlich? Und damit wollen wir auf unseren neuen Honorarreport blicken, basierend auf unserem Honorartool wasjournalistenverdienen.de, eine Kooperation von Freischreiber und den Datenjournalisten Haluka Maier Borst und Michel Penke. Dieses Jahr konnte dabei auf einen Datenpool von 2.064 Datenspenden geschaut werden – verfasst hat den dazugehörigen Report auch dieses Jahr Freischreiber-Vorstandsfrau Katharina Jakob, zusammen mit den Vorstands-Fact-Checkern Jens Eber und Oliver Eberhardt. Und da ist ein Wert so wichtig wie aussagekräftig über den Zustand unseres Metiers: nämlich 22,73 Euro brutto pro Stunde. Also vor Abzug von Steuern, KSK-Abgaben und ohne die Kosten von Arbeitsmitteln, Akquise- und Recherchezeit sowie Urlaubs- und Krankheitstagen. Im vergangenen Jahr waren es 22,50 Euro. Das ist es, was Journalist*innen im Durchschnitt pro Stunde brutto umsetzen. Zugleich stand bei der Auswertung der Daten diesmal ein Feld im Focus, bei dem die Politik aber auch die Verlags- und Medienwelt nicht müde wird, dessen Bedeutung für das Gelingen unserer Demokratie und die Sicherung der Meinungsfreiheit wie -vielfalt immer wieder zu betonen: der Lokaljournalismus. Wie es Journalist*innen finanziell ergeht, die sich dort tummeln? Ach, ach.

Aber nützt ja nichts: Also ran auch an diese Fakten, und die sind – sagen wir es mal freundlich – eindeutigIn einem der wichtigsten Ressorts unserer Branche gibt es für rund ein Viertel der freien Journalist*innen kein Honorar, sondern ein Taschengeld.“ Und das heißt in Zahlen: „Im Lokalen liegt der Honorar-Median noch unter dem Wert, den wir für alle freie Journalist*innen ermittelt haben: bei 18,64 Euro.“ Für die Arbeit in lokalen Tageszeitungen wurde von uns festgestellt: „26,2 Prozent aller freien Lokaljournalist*innen erhalten maximal 10 Euro brutto pro Stunde, bei überregionalen Tageszeitungen sind es 22,4 Prozent.“ Daher schickt Freischreiber einen klaren Appell an die Auftraggeber*innen: „Sie wollen Qualität, die eierlegende Wollmilchsau als Reporter*in, handfeste Dokumentationen unserer Arbeitsweise, alle Rechte an unseren Werken – dann zahlen Sie Honorare, die diese Bezeichnung verdienen. Zahlen Sie anständig! An all die, die das jetzt schon tun, an dieser Stelle ein großer Dank.“ 

Eine ebenso deutliche Forderung geht an die Politik: „Schaffen Sie endlich Rahmenbedingungen, die uns freie Journalist*innen davor schützen, ausgenutzt und ausgenommen zu werden: Setzen Sie ein Verbot von Total-Buy-out-Verträgen um, sorgen Sie für den Erhalt des freien Journalismus, besonders im Lokalen.“ Eine Aufforderung geht aber auch an die freien Journalist*innen: „Hört auf, für Medien zu arbeiten, die euch unterirdisch bezahlen, verhandelt – immer! – und akzeptiert nicht die unverschämten Verträge, die euch die Auftraggeber*innen zur Unterschrift zusenden. Wir alle müssen uns bei denen bedanken, die das bereits machen. Es sind aber immer noch viel zu wenige.“ Der aktuelle Honorarreport ist in seiner ganzen Schönheit und vor allem in seinem Detailreichtum hier zu lesen: Das „Greenpeace Magazin“ etwa zahlt seinen Freien pro 1000 Zeichen im Mittel 200 Euro, die „Jungle World“ als Schlusslicht kommt bei gleicher Zeichenzahl auf acht Euro. 


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Und nicht zuletzt folgen jetzt zwei Bitten: Bitte füttern Sie unser Tool weiterhin mit Ihren Daten. Und: Werden Sie Mitglied bei Freischreiber, stärken Sie unseren Verband! Wie das geht, Mitglied werden, hier wird es erklärt; es ist ganz einfach. Versprochen! Weil: Viel, viel und richtig viel Arbeit steckt auch im freienbibel-Blog, den die Redaktion vom Freischreiber-Vorstand regelmäßig bestückt. Und da widmen wir uns kurz etwas Profan-Prosaischem: der Mehrwertsteuer. Die – so ist es geplant – demnächst gesenkt wird. Damit ändert sich etwas beim Rechnung-Schreiben, wie Freischreiber Jan Schwenkenbecher in seinem Blog-Beitrag erklärt: Wer umsatzsteuerpflichtig ist, und das werden die Allermeisten seien, muss für den Zeitraum Juli bis Dezember nicht wie bisher sieben Prozent Umsatzsteuer in Rechnung stellen, sondern fünf. Und überhaupt ist das mal die Gelegenheit auf die Rechnungen, die man so verschickt zu schauen: Ist alles korrekt? Fehlt nix? Und sieht die Rechnung gut, also professionell aus? Freischreiber-Mitglieder erfahren alles Wichtige zum Thema Mehrwertsteueränderung in einem Steuer-Webinar Anfang Juli.

Wo wir ohnehin gerade beim Geld sind, schlendern wir mal kurz hinüber zur VG Wort, denn es hat sich ausgezahlt, dass wir mit Wucht für die Beteiligung an der Online-Abstimmung geworben haben: 82 Prozent der Mitglieder haben zugestimmt, und das heißt, es wird die jährliche Ausschüttung auch in diesem Jahr wie gewohnt geben. Nun arbeiten wir schon am nächsten Projekt: der Verlagsbeteiligung. Wir werden uns mit ganzer Macht dafür stark machen, dass Journalist*innen in den Bereichen, die für sie wichtig sind, auch in Zukunft die vollen Ausschüttungen erhalten werden und es dort keine Abstriche für uns gibt. Dazu in Bälde mehr.
 
Seminare, Preise & Wettbewerbe
Verlängert haben die RiffReporter die Ausschreibung zur Masterclass Wissenschaftsjournalismus und nehmen nun noch Bewerbungen bis zum 30.7. entgegen: „Wer von der Jury in die Masterclass gewählt wird, muss ein Projekt im Rahmen einer Bibliothekskooperation umsetzen und bekommt dafür 5000 Euro netto plus Reisekosten und einen super Workshop sowieso dazu.“

Masterclass, die zweite: „Wir haben da einen neuen Lehrgang entwickelt: Die Masterclass Journalistische Innovation bietet im Herbst 2020 ein kompaktes Programm für Medienmenschen, die ein eigenes journalistisches Projekt entwickeln, starten oder ausbauen wollen“, schreibt das Wiener Institut „fjum“. Und weiter: „Im Rahmen der Masterclass Journalistische Innovation entwickeln Sie über vier Monate hinweg eine Idee oder treiben ein Projekt voran, das aktuell für Ihre persönliche journalistische Arbeit wichtig ist. Auf Austausch und Vernetzung mit internationalen KollegInnen und ExpertInnen wird besonderer Wert gelegt. Innovativ ist auch das Curriculum: Die TeilnehmerInnen gestalten die inhaltliche Ausrichtung des Programms mit und haben so die Möglichkeit, eigene Schwerpunkte zu setzen.“

Das zehntägige Programm ist berufsbegleitend aufgesetzt, die Workshops und Team-Treffen werden zu rund 50 Prozent online angeboten: „Dies soll größtmögliche Vereinbarkeit mit Beruf und Familie ermöglichen.“ Start ist im September, die Teilnahmegebühr beträgt 3.300 Euro. Doch Achtung!: „Gemeinsam mit Partnerorganisationen vergibt fjum eine begrenzte Anzahl von Stipendien in der Höhe von 3.000 Euro für SelbstzahlerInnen, freie JournalistInnen und AbsolventInnen von fjum_Lehrgängen.“ Da die Bewerbungen fortlaufend gesichtet werden, empfiehlt sich eine zügige Bewerbung.

Um Aufmerksamkeit bittet auch das Netzwerk Recherche, und zwar für seine Grow-Stipendien für gemeinnützigen Journalismus, die zum fünften Mal ausgeschrieben werden: „Die Stipendien sind mit jeweils 3.000 Euro dotiert und werden an Medienprojekte vergeben, die den Recherche-Journalismus bereichern und gemeinnützig arbeiten möchten.“ Und weiter: „Netzwerk Recherche berät die Grow-Stipendiatinnen und -Stipendiaten in journalistischen Fragen und vermittelt Know-how und Kontakte, damit der Start gelingen und das Projekt wachsen kann.“ Hier gibt es alle Infos zu den Voraussetzungen und zum Ablauf des Bewerbungsverfahrens.
 
Die Hertie-Stiftung vergibt zusammen mit der Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ einen Essay-Preis. Und stellt dazu einige Fragen: „Wie viel Ungleichheit verträgt die Demokratie? Wer hat die Macht im digitalen Kapitalismus? Sprengt Corona die prekäre Balance zwischen Markt und Staat?“ Gesucht werden entsprechende, aber noch nicht veröffentlichte Beiträge, die darauf Antworten wagen – die Preissumme beträgt für den ersten Preis 5.000 Euro, den zweiten 3.000 und den dritten 2.000 Euro, und Einsendeschluss ist der 15. Juli.

Der Gravenbrucher Kreis vergibt in diesem Jahr nicht nur einen Wissenschafts-, sondern auch einen Journalismus-Preis: Dabei sind Medienschaffende angesprochen, „die über die Ereignisse und Folgen von Restrukturierungen oder Insolvenzen von Unternehmen oder auch ganzer Branchen, wie aktuell im Zuge der Corona-Pandemie, berichtet haben.“ Einsendeschluss ist der 30. Juli, die Preissummer beträgt insgesamt 20.000 Euro. Schade allerdings, dass ein Thema ausdrücklich ausgeschlossen ist: Privatinsolvenzen. Und interessant ist auch noch ein Blick (wir sind ja Journalist*innen!) auf die Besetzung der Jury: Außer Nadja Stavenhagen, Leiterin der Hamburger Akademie für Publizistik, finden sich nur Kerle.

Je 2.000 Euro für Print, Online oder Hörfunk liegen bereit, wer Beiträge über die Bundeswehr und ihre Reserve verfasst oder produziert hat, die als preiswürdig angesehen werden. Titel des Preises, für den man sich noch bis zum 30. Juni bewerben kann: „Goldener Igel“. „Das Logo des Medienpreises stellt einen goldfarbenen Igel in abstrahierender Strichzeichnung dar. Der Igel steht schon im Alten Testament gleichzeitig für Friedfertigkeit und Wehrhaftigkeit. Das Logo soll das Motto des Preises visualisieren: ,Demokratie muss wehrhaft sein!‘“ Logo und die genauen Ausschreibungsrichtlinien findet man hier.

Apropos Igel: Der Bundesverband für Tiergesundheit e. V. und der Bundesverband Praktizierender Tierärzte loben in diesem Jahr erstmalig den „Medienpreis Tiergesundheit“ aus: Gewünscht sind Beiträge zur Gesunderhaltung von Haus- und Hobbytieren durch Prävention und Schutz vor Infektionen. Die Beiträge können die verschiedensten Gebiete von der Forschung bis hin zur Praxis sowie die gesetzlichen Vorgaben oder das gesellschaftspolitische Umfeld thematisieren und aus verschiedenen Perspektiven beleuchten.“ Einsendeschluss ist der 1. September. Vergeben werden Preise in Höhe von insgesamt 9.000 Euro.

So, das war’s schon wieder. Also fast. Denn wir wollen Sie noch mal kurz Richtung Süden locken – in die schöne Schweiz. Denn geschafft hat es mal wieder das Schweizer Online-Magazin „Republik“, das seit diesem Wochenende auf die stolze Zahl von 25.000 Abonnent*innen und Mitgliedern blicken kann: „Damit erreicht die ,Republik‘ gemäss dem Finanzierungsplan von 2017 und dem aktuellen Ausgabenbudget, das wir Ihnen vergangenes Jahr zur Abstimmung vorgelegt hatten, erstmals die Schwelle zu einem selbsttragenden Unternehmen.“ Wir gratulieren!

In diesem Sinne – bleiben Sie entspannt und genießen Sie den kommenden Sommer!

Ihre
Freischreiber*innen

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Hier geht´s zum Freienbibel-Blog, der Vorform der nächsten komplett neuen Freienbibel mit aktuellen Infos zur Recherche in Zeiten von Corona, Inspirations-Camp und vielem mehr. 


Für Mitglieder gibt es hier die Aufzeichnung des Webinars Honorare verhandeln mit Constanze Elter

Ankündigung Crashkurs Positionierung mit Michael Obert
Das Handout zum Webinar Crashkurs Positionierung mit Michael Obert / Reporter Akademie Berlin finden Mitglieder hier.


Das Handout zum Webinar How to … Linkedin (für freie Journalist*innen)
mit Profilagentin Kixka Nebraska finden Mitglieder hier.


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