Foto: Sabine Karrer
Österreich
25. November 2015

Freischreiber Österreich mit neuem Vorstand

Unsere Wiener Kollegen von den österreichischen „Freischreibern“ trafen sich vergangene Woche zu ihrer Generalversammlung. Sie wählten einen neuen Vorstand, mit der freien Journalistin Sonja Bettel an der Spitze für die Dauer von zwei Jahren.

Die bisherige Vorsitzende Sonja Fercher trat zurück, nachdem sie zusammen mit den anderen Vorstandsmitgliedern die Aufbauphase des Vereins im ersten Jahr mit viel Engagement vorangebracht hatte. Die österreichischen Freischreiber haben heute ein Jahr nach ihrer Gründung 31 Mitglieder und legten eine beeindruckende Bilanz ihrer Aktivitäten vor. Es gab etliche Workshop-Angebote, eine kostenlose Steuerberatung und 13 Stammtisch-Treffen in Wien und in Linz, zu denen interessante Referenten kamen. Die Mitglieder können auf eine attraktive Website zugreifen und werden zusätzlich über einen Newsletter informiert.

Die Wiener Kollegen sind eng mit den deutschen Freischreibern verbunden, nutzen Angebote wie die Webinare und die demnächst erscheinende „Freienbibel“ als E-Book mit. Viele Probleme sind mit den deutschen Anliegen freier Journalisten vergleichbar, beispielsweise die Buy-Out Verträge und die niedrigen Honorare.

Podiumsdiskussion „Freie mit Zukunft“

Wie in der anschließenden öffentlichen Podiumsdiskussion „Freie mit Zukunft“ deutlich wurde, haben die österreichischen Freien vor allem damit zu kämpfen, dass Medien zwischen „ständig Freien“ und anderen „Freien“ zu unterscheiden pflegen. Für die „ständigen Freien“ sollte eigentlich ein neuer, von den Gewerkschaften ausgehandelter Kollektivertrag (Tarifvertrag) gelten, der aber in der Praxis wegen seiner Nähe zur Scheinselbstständigkeit de facto nicht umgesetzt wird. Aus diesem Grund werden „Freie“ meistens nach den alten Konditionen bezahlt und damit deutlich schlechter, lautet die verbreitete Kritik. Ähnlich wie in Deutschland geht auch in Österreich die Journalistengewerkschaft eher auf Distanz zu den „Freischreibern“ und sieht den Verband bislang vor allem als Konkurrenz an.

Da ich als deutscher Gast den Abend verfolgte, fühlte ich mit teilweise wie in eine Zeitmaschine versetzt, denn vieles erinnerte an die Freischreiber-Anfänge in Deutschland. So ist in Österreich bisher keine verlässliche Zahl bekannt, wie viele Freie eigentlich in den Medien arbeiten. In den Redaktionen ist das Bewusstsein für deren Arbeits- und Honorarbedingungen immer noch vergleichsweise unterentwickelt. Die Kollegen sind aber dabei, durch die Vernetzung der Freien auch deren Selbstbewusstsein zu stärken und ihre Interessen stärker in das  Bewusstsein von Redaktionen und breiterer Öffentlichkeit zu rücken.

Gemma Pörzgen war in Vertretung der deutschen Freischreiber bei der Generalversammlung zu Gast und zählte bei den Vorstandswahlen die Stimmen aus. 


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