Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
Liebe Kollegen und Kolleginnen,
vorab mal wieder eine Nachricht in eigener Sache – und wieder eine durch und durch positive: In Kürze wird es in Österreich die Freischreiber geben! Lange haben wir schon eng zusammen gearbeitet, haben uns ausgetauscht, Tipps hin und her geschickt – und nun geht es in die nächste Runde. Erste Regionalgruppen sind geplant, damit nicht nur Wien im Fokus ist, eine Webseite wird anvisiert und man ist überhaupt guter Dinge – famos!
Und jetzt – Krautreporter! Klar. Muss sein. Läuft ja ab, das Projekt einer täglichen, digitalen Zeitung. Einen Monat lang sollte dafür via Crowdfunding 900.000 Euro gesammelt werden, aufgeteilt auf 15.000 Geber a 60 Euro im Jahr. Es sind zwar schon sehr viele und ist auch noch ein paar Stunden hin, bis die Klappe fällt: Aber nach aktuellem Stand – 11.892 Unterstützer – fehlen doch noch einige.
Nun – wir haben vor vier Wochen zu dem Projekt ein kurzes Interview mit Rico Schmidt aus dem Krautreporter-Redaktionsteam geführt. Und führten gestern nun wieder eins mit ihm zum höchst wahrscheinlichen Ende des Projektes hin:
Und wie ist die Stimmung?
Die Stimmung ist gut, es hat sich aber auch ein bisschen Erschöpfung eingeschlichen – zweieinhalb Tage vor Schluss. Jeder schaut sich jetzt an, was draus wird oder nicht draus wird. Es waren vier Wochen, in denen wir viel gemacht haben, in denen wir versucht haben viel anzuschieben – und das neben unserer Arbeit. Ich war viel in den Sozialen Medien unterwegs, auf Twitter, auf Facebook. Wir hatten eine Facebookgruppe, in der ging es hoch her, im Minutentakt flogen dort die Beiträge und Kommentare auf.
Wie hat der Ablauf der Debatte auf dich gewirkt?
Es gab Debatten, die wurden gar nicht über Krautreporter geführt. Das waren die üblichen Debatten über Repräsentanz, wer darf mitreden, wer darf entscheiden, und Krautreporter war da nur ein Beispiel und da können wir gar nicht viel zu sagen, das müssen die Diskutanten unter sich ausmachen. Es gab aber auch Debatten, die uns direkt betrafen; es gab einige Kritik, die wirklich berechtigt war. Die haben wir uns auch zu Herzen genommen und haben Fehler eingesehen, wie das wir zum Beispiel Paypal im Nachhinein eingeführt haben oder eine Themenvorschau. Manches ließ sich aber nicht mehr ändern. Was wir gemerkt haben: Wir sind 27 Journalisten und nur ein BWLer. Man hat gemerkt, dass uns ein Marketingmann gefehlt hat und ein E-COM Spezialist; beide hätten wir gut gebrauchen können.
Es gab auch Kritik, da dachte man: Die Kollegen suchen regelrecht danach. Oder?
Das stimmt, aber ich will das niemanden zum Vorwurf machen. Wir haben da eine ziemlich große Nummer reingestellt, mit diesen 900 000 Euro. Ich will jetzt keine Kollegenkeile austeilen.
Als wir das erste Mal sprachen, sagtest du: Es muss gelingen über die Journalistenszene hinaus die mögliche Leserschaft zu erreichen. Das ist wohl nicht gelungen …
Wenn man ultimativ den einen Grund nennen will, woran das Projekt gescheitert ist oder scheitern könnte, dann ist das neben den vielen technischen Schwierigkeiten und eher instrumentellen Fragen wie dem Bezahlvorgang, dass wir es nicht geschafft haben die Blase zu verlassen. Wir sind nicht aus der Designer-Marketing-Journalisten-Blase herausgekommen.
Wie ist es um deine Bereitschaft bestellt, sich auf ein zukünftiges Projekt einzulassen?
Ich wäre definitiv beim nächsten Mal wieder dabei, aber nur, wenn man Schlüsse zieht aus den Erfahrungen, die wir gemacht haben. Man hat gesehen, dass wir eine steile Lernkurve hatten; dass wir manches auch improvisiert haben. Es war ein Crashkurs, es war ein ziemlicher Ritt auch für mich – es kommt mir Monate vor, dass wir das letzte Mal miteinander geredet haben, dabei sind es nur dreieinhalb Wochen. Diese Erfahrungen sind natürlich Gold wert. Ich kann jetzt nicht für die anderen sprechen, aber ich würde denken, dass viele von uns sagen: Klar machen wir das noch mal, aber man muss vieles anders vorbereiten.
Nun folgt also die Auswertung, auch die macht ihr neben eurer normalen Arbeit?
Das kommt dazu! In den letzten vier Wochen habe ich rote Zahlen geschrieben! Alle haben neben ihrem normalen Job dieses Projekt gemacht. Uns wurde vorgeworfen, das wir nicht in Vorleistung gehen würden …
'Tschuldigung, dass ich lache …
Ja, das wirkt nach außen so. Jeder, der als Freier arbeitet, weiß, das wenn man ständig in den Kommentarspalten auf Kritiken reagiert, wenn man sich auf Facebook äußert, wenn man Interviews gibt und ständig eMails beantwortet, dass das eine Art Vorleistung ist. Das freie Journalisten permanent in Vorleistung gehen, das weiß ich, das weißt du, dass wissen auch die Abonnenten des Newsletter, aber schon bei festangestellten Journalisten wird das Verständnis für unsere Situation eher dünn.
Du meldest dich, wenn es neues zu berichten gibt?
Mache ich! Und noch kann es ja klappen. Es gibt in der Geschichte des Crowdfundings die irrsten Sachen. Ich hoffe, dass wir nicht als 'Die Größenwahnsinnigen' in Erinnerung bleiben. Sondern als die, die es mal versucht haben.
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Dies und Das
„ Taxifahrer ist kein geschützter Beruf wie Arzt, Apotheker, Architekt oder Rechtsanwalt. Auch Journalist ist kein geschützter Beruf. Journalist kann sich jeder nennen, der einigermaßen gerade Sätze formulieren kann. Und Taxifahrer kann sich jeder nennen, der Auto fahren kann“, schreibt Wolfgang Michal in einem neuen Beitrag auf „carta.info“ und bietet an, doch mal die Diskussion um die Konkurrenz des guten, alten Taxigewerbes durch neue via Apps gestützte private Fahrunternehmen mit der aktuellen Diskussion über so genannte klassische und so genannte neue Medien zu vergleichen.
Das Portal drehscheibe.org dagegen hat sich mal wieder dem Lokaljournalismus gewidmet und den Einfluss von PR auf den Journalismus untersucht: „Die große Mehrheit der Journalisten habe Einflussversuche erlebt, besonders Lokaljournalisten – und da wiederum oft in den Bereichen Sport und Musik. Der Zugang zu bestimmten Akteuren würde immer stärker eingeschränkt und häufig nur über PR-Agenturen möglich gemacht. Informationen würden bewusst gelenkt und kanalisiert, die freie Berichterstattung erschwert“, so ihr Ergebnis. Mehr Details finden sich in einer begleitenden Studie des Allensbach Instituts.
Sehr schön und gar nicht lang ist übrigens ein begleitendes Video, wo sich vorwiegend Männer in Anzügen zu der bedrohten Lokalpresse äußern, auch bedrohte Eisbären nicht außer acht lassen – und neue Lokalformen wie der Lokalblog gar nicht erst erwähnen.
Und zu guter Letzt wollen wir nicht die „ Bild-Studie“ der Otto Brenner Stiftung vergessen, die sich die Wahlkampfberichterstattung der „Bild“ und der „Bams“ vorgenommen hat. Ein Ergebnis: „Die „Bild“-Medien haben in der Wahlkampfzeit auch gesellschaftliche Probleme wie Altersarmut oder hohe Belastungen von minderverdienenden Haushalten aufgegriffen. Solche Themen werden laut Studie ausschließlich genutzt, um die Boulevardblätter als Volkstribun, als wahre Interessenvertreter des deutschen Volkes zu profilieren. Politische Akteure mit ihren Entscheidungen und Forderungen würden in solchen Berichten nicht erwähnt, es gehe nicht um politische Gestaltung, es laufe vielmehr auf Politik-Verachtung hinaus, auf Häme über „die da oben“.“
Ach, ja: Bis zum 15.Juli kann man sich noch für den Otto-Brenner-Preis bewerben hier.
Preise
„Macht sie sichtbar! Bildungswege von Migrantinnen und Migranten“ – unter diesem Motto sind junge Journalistinnen und Journalisten (bis 35) aufgerufen, sich bis zum 14. Juli 2014 für den KAUSA Medienpreis zu bewerben. Sowohl Text-, Audio-, Video- als auch Multimediabeiträge sind gefragt. Die Preise mit einer Gesamtdotierung von 30.000 Euro werden an bis zu zwölf Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten verliehen.
Mehr Informationen zum Wettbewerb finden Sie unter: http//www.kausa-medienpreis.de. Ansprechpartnerin:Meike Julia Dahmen Tel.: +49 (0) 228/107-1243, dahmen-at-bibb.de
Büroplatz in Hamburg
Wir sind eine Bürogemeinschaft mit sechs Plätzen in Hamburg-Eimsbüttel und suchen Verstärkung für einen freien Platz – ab sofort oder spätestens Anfang August. Wir sind Übersetzer, Lektoren, Grafiker, PR-/Journalistinnen und Social Media-Experten und suchen Gleichgesinnte auf ähnlichen Gebieten.
Der Arbeitsplatz kostet 135 Euro + Mwst. Enthalten ist Telefon, Internet, Strom. Der Platz ist möbliert; Drucker, Scanner und Fax sind vorhanden.
Das Büro befindet sich im Souterrain – nicht besonders hell, aber sehr idyllisch gelegen in kleiner Seitenstraße mit Blick nach hinten in den Garten. Bei Interesse meldet euch bei Silke unter info-at-silkeschuetze.de
So. Das war's schon wieder. Wir schauen noch mal kurz in den Himmel, ob das nächste Gewitter naht – nein, sieht nicht so aus. Na, dann… können wir ja anfangen zu arbeiten …
In diesem Sinne
Ihre Freischreiber
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