Dass wir verdammt schnell und verdammt gute neue Ideen brauchen, zeigen die aktuellen Meldungen: Die Münchener Abendzeitung insolvent, der Spiegel spart an Druckkosten und entzieht seinem bisherigen Druckern ihren lukrativsten Auftrag. Und auch M. DuMont Schauberg und fällt wieder als Sparpatriarch auf: Er will die Lokalredaktion seines Kölner Stadtanzeiger mit der der Kölnische Rundschau (Heinen-Verlag) zusammenlegen und 30 Redakteursstellen streichen. Damit wollen die Verleger 4 Millionen sparen, so die letzten Tickernachrichten diverser Mediendienste. Sogar unser Hausblatt Medium Magazin hat es erwischt – künftig wird es noch alle zwei Monate eine Printfassung geben. In den Monaten dazwischen bekommen die Abonnenten eine Digitalversion per PDF. Die erste digitale Ausgabe soll Ende März erscheinen.
Immerhin will die Bundesregierung jetzt endlich die Künstlersozialkasse (KSK) auf stabile Füße stellen. Ein Gesetzesentwurf soll umfangreichere Prüfungen bei den Unternehmen vorsehen, um sicher zu gehen, dass die ihre Abgaben auch wirklich ordentlich zahlen.
Warum sind die Abozahlen so schlecht? Sind die Macher zu alt? Brauchen wir frischen Wind? Fakt ist, wenn die jungen Journalisten das Ruder übernehmen, sieht Zeitung anders aus. Man sieht endlich frische Ansichten, Bilder wie es sie im Netz schon massenhaft gibt, für die den Zeitungen die Bildredaktion, der Mut, die Ahnung – oder alles fehlen und natürlich gibt es auch andere Geschichten. Beispiel Kontext: Gestaltet vom Nachwuchs der Zeitenspiegel Reportageschule.
Kommt sie jetzt, die Generation Y, englisch Why? und fegt alles weg? Sind alle über 40 hoffnungslose Dinos? Am Ende? fragt sich Karsten Lohmeyer auf seinem Blog Lousy Pennies.
Ach was, schon das ist veraltetes Denken. Ursula Kosser hat darüber ein so persönliches wie faktenreiches Buch geschrieben „Ohne uns“
Und auch die Ypsilonerin und Zeitredakteurin Kerstin Bund meldet sich dazu mit einem Buch („Glück schlägt Geld“) und schreibt: „Wir wollen anders leben, anders arbeiten, anders sein“ – Am Ende ihrer Recherche kommt sie jedoch zur selben simplen Erkenntnis wie Lohmeyer auf Lousy Penny – wir drehen das Rad nur gemeinsam weiter.
Neue Geschäftsmodelle basieren eher darauf Synergien zu bündeln und Erfahrungen zu teilen und gemeinsam zu vermarkten. Richard Gutjahr präsentiert auf seinem Blog mit „Later-Pay“ ein solches innovatives weil leserorientiertes Modell, dass auf der Bierdeckelmethode basiert: Ich zahle nur den Artikel, den ich wirklich gelesen habe. Das Projekt des Münchener Start-ups ist ein Micropayment-System, das Bloggern, Journalisten und Verlagen ermöglichen soll „Geld mit Journalismus im Internet zu verdienen“ und sei es mit Lousy Pennies.
Die beiden Freischreiberinnen Alexandra Frank und Andrea Schwendemann haben setzen auf Synergien und haben mit ihrer Kollegin Almut Wenige das „Kindermedienbüro“ gegründet – Beratung und Texte, für alle Publikationen, die für Kinder gedacht sind.
Konferenz
Die Berliner Konferenz „Groundbreaking Journalism – At the Intersection of Man and Machine“ , die das iRights.Lab zusammen mit dem Vodafone Institut für Gesellschaft und Kommunikation am 3. April in Berlin veranstaltet, ist ein echtes Schnäppchen – Diskussionen, Anregungen und Austausch unter dem Motto: „Die Zukunft ist bereits da, sie ist nur nicht gleichmäßig verteilt.“ Wie beeinflussen Algorithmen unsere Aufmerksamkeit? Welche Software braucht der Journalismus? Und sind Drohnen das Aufnahmegerät der Zukunft? Diese und andere Fragen werden mit deutschen und internationalen Journalisten, Entwicklern und Medienmanagern diskutieren. Konferenzsprache ist Englisch; Anmeldungen über die Website, auf der auch ein stetig aktualisiertes Programm zu finden ist.
Hospitanz
Die Journalistenakademie der Friedrich-Ebert-Stiftung veranstaltet vom 7. – 14. November 2014 in Bonn/Brüssel das „EU-Hospitanzprogramm“ mit dem Einführungsseminar „Europa besser verstehen“. Bewerbungsschluß ist der 20. September 2014. Weitere Informationen über Trainer, Kosten, Unterbringung hier.
.Ach ja: Wer kennt das nicht: Wie verabschieden wir jetzt bloß unsere Leser? Ach einfach mit einem tumblr, der ausschließlich dem schlechtesten aller (Aus- und) Einstiegssätze gewidmet ist: „Wer kennt das nicht?“
Eine geistreiche Woche!
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