Dies und Das
Ob es klug ist, in einem Artikel über die prekären Arbeitsbedingungen von Journalisten und Fotografen seine Protagonisten "Sabine Schreiberling" und "Hansi Knipser" zu nennen, das sei mal sehr dahin gestellt. Jedenfalls hat sich der "Flurfunk Dresden" die Mühe gemacht, und die Situation freier Journalisten und freier Fotografen auf dem Feld sächsischer Regionalzeitungen recherchiert. Das Ergebnis präsentiert sich als ein Geflecht unterschiedlicher Stimmen: "Die Tageszeitungen bekommen doch jetzt kaum noch mit, was im Umland passiert, weil sie einfach keine Leute mehr vor Ort haben, die für sie arbeiten. Wenn das so weiter geht, gehe auch ich bald nicht mehr ans Telefon, wenn die Redaktion bei mir anklingelt", lautet eine Stimme. "Für mich ist es mittlerweile eine reine Imagesache, für die Tageszeitungen zu arbeiten. Da ich auf den Terminen öfter mit Politikern und Unternehmern in Kontakt komme, subventioniere ich mir die Geschichte dann quer", lautet eine andere; die aber offen lässt, was das für eine Art der "Subvention" dann ist. Auch Honorare werden genannt: 20 Euro für 2.000 Zeichen, acht Euro für ein Foto, bei Mehrfachverwertungen wird ein "Entschädigungshonorar" von zehn Euro gezahlt. Armes Sachsen.
Die Zeitungen, besonders die kleinen Zeitungen haben keine Zukunft – ja, ja, das kennen Sie, das haben Sie oft genug gehört. Schauen Sie also (wir sind heute sehr visuell gestimmt) Frank Spiegel vom "Westfalen-Blatt" in den kommenden elf Minuten zu, der „ums Verrecken nichts anderes machen will", als Lokaljournalismus: hier. „Es sind die vielen kleinen Geschichten, das Menschliche, das Miteinander, was beim Lokaljournalismus so spannend ist", sagt Spiegel. Und wir möchten ihm da keinesfalls widersprechen, auch weil der Mann so gut gelaunt durch die Welt schreitet, was einfach ansteckend ist.
Wie der freie Lokaljournalist Volker Thies, unterwegs im Rhein-Main-Gebiet, mit einem Mix aus Journalismus und PR klar kommt, schildert dagegen der aktuelle "Journalist": "Heute verdient Volker Thies ungefähr so viel wie im ersten Redakteursjahr nach seinem Volontariat. Bei einem Arbeitspensum von 50 bis 55 Stunden pro Woche. Was auch daran liegt, dass er Energie in ein eigenes Webprojekt steckt. Auf vtaktuell.net veröffentlicht er Polizeimeldungen aus Westerwald und Taunus, verweist auf eigene Berichte in den Regionalblättern und veröffentlicht Fotos von Veranstaltungen, die seine Auftraggeber nicht abgedruckt haben. Mittlerweile kommen fast 500 Besucher pro Tag auf seine Seite. Kürzlich ist eine PR-Agentur so auf ihn gestoßen und hat ihn gebucht. "Für mich ist das ein Experiment", sagt Volker Thies. Auch wenn er dafür wieder einmal den Feierabend opfern muss."
Preise
Der Alternative Medienpreis prämiert auch dieses Jahr Beiträge aus den Sparten Print, Internet, Audio/Hörfunk und Video/Film. Außerdem gibt es einen Preis für die Sparte Medienkritik. Die Preise sind dem sozio-kulturellen Kontext entsprechend mit je 500 Euro dotiert. "Teilnehmen können alle, die journalistisch tätig sind bei nicht kommerziellen Medien, Medien, die sich aus neuen sozialen Bewegungen entwickelt haben, klassischen Medien sowie Medien, die mit ihrer Arbeit emanzipatorische Ziele verfolgen", so heißt es im Ausschreibungstext. Anmeldeschluss ist der 31.März, und man kann sich nur online bewerben: hier.
Seminare
Auch dieses Jahr bieten die Grimme-Akademie und der Deutschlandfunk in Köln für Nachwuchsjournalisten ein viertägiges Kompaktseminar mit dem Titel "Über Medien informieren und Schreiben" an; es geht also um Medienjournalismus. Neben theoretischem Input durch erfahrene und renommierte Referenten aus Hörfunk, TV, Print und Online, werden die Teilnehmer auch bei praktischen Übungen gefordert. Termin: 13. bis 16. April. Kosten: 175,- Euro, plus eigene Anreise. Bewerbungsschluss: 9. April. Mehr hier.
Befragungen
Markus Beus, Journalistikstudent aus Hamburg führt gegenwärtig für seine Masterarbeit eine Online-Befragung zum Thema "Crowdfunding im Journalismus" durch: "Welche Chancen birgt Crowdfunding für den Journalismus? Wie bewerten Journalisten im Land den Hype rund um die Schwarmfinanzierung?", so fragt er. Wer sich generell daran beteiligen möchte, klicke hier. Wer noch dazu Erfahrungen mit Crowdfunding gemacht hat, kann sich hier einklinken.
So. Das war's schon wieder. Wir hoffen, es war etwas Lehrreiches, Anregendes, Lustiges, Nachdenkenswertes und vor allem Sehenswertes für Sie dabei.
In jedem Fall wünschen wir: eine gute Woche!
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